„Eine gesunde und freche Komödie“ nannte Schnitzler seine Szenenreihe (Liebes)-REIGEN, die einen Teil unserer Kultur „eigentümlich beleuchtet“ (1897).
Zur Zeit seiner späten Uraufführung (1920) höchst skandalträchtig, hat sich heute die allgemeine Aufregung um diesen erotischen Bilderbogen gelegt, das Interesse ist aber unvermindert lebendig, da sich die Menschen und ihre sexuellen Wünsche und Versuchungen niemals ändern.
Im Wiener Fin-de-Siècle erleben zufällig aufeinander treffende Männer und Frauen aller sozialen Schichten vom Proletariat bis zur Aristokratie diesen „one night stand“, der dem Zuschauer allerdings immer verborgen bleibt.
In jeder Paarung steckt Sehnsucht, Verführung, Enttäuschung und Verlangen – aber auch der Spaß, der zu diesem Liebesakt dazugehört.
Der „Reigen“ ist Schnitzlers Abrechnung mit der Doppelmoral und dem verlogenen Umgang mit der Sexualität; „ein Porträt einer ganzen Stadt und ihres Menschenschlags, wie er sich in einem bestimmten Zeitpunkt der Reife und Überreife auslebte“. (Egon Friedell)