Nach der „Strudlhofstiege“ (2009) und „Doderers Dämonen“ (2016) hat Nicolaus Hagg nun einen dritten Doderer-Roman für die Festspiele Reichenau dramatisiert. Wieder ist es ein Werk mit hoher Personenfülle, das sich über einen längeren Zeitraum erstreckt. In bewährter Weise hat Hagg maßgebliche Personen, Szenen und Abläufe handlungsstark herausgearbeitet und „in die pulsierende, weltoffene Metropole des Habsburgerreiches Wien“ gesetzt. So wird es ein Kaleidoskop der K&K Monarchie mit Charakteren aus den unterschiedlichen sozialen Schichten.
Der englische Industrielle Robert Clayton will in Wien eine Niederlassung von Clayton & Co gründen. Für den erfolgreichen Aufbau der Firma findet er Herrn Chwostik, den „Urtypus des Wieners“. Dessen originelle, humorige Lebenshintergründe scheinen aufs erste gar nicht mit seiner geschäftlichen Tüchtigkeit zusammenzupassen – aber er ist die wahre Stütze der Firma. Insbesondere als der Sohn, Donald Clayton, zehn Jahre später nach Wien kommt.
Donald, ein ernsthafter, schweigsamer junger Mann steht im Schatten seines brillanten Vaters, auch wenn es um die Frauen geht. Bei einer Soirée der Gräfin Ergoletti lernt er die Ingenieurin Monica kennen, verpasst aber den entscheidenden Moment, indem er sie ganz gewinnen oder ganz verlieren muss. Dass Monica sich schließlich mit Robert Clayton, seinem Vater, verlobt, während er auf Reisen ist, bricht ihm das Herz.
Es ist Doderers letzter Roman, den er vollenden konnte und der 1963 unter dem Titel „Roman Nr. 7/1. Die Wasserfälle von Slunj“ erschien, die zwei weiteren Teile der geplanten Tetralogie erschienen posthum.
Die titelgebenden Wasserfälle von Slunj in Kroatien bilden gleichsam die Klammer der Romanhandlung